Montag, 30. Mai 2011

Mittagspause

Ein wunderschönes Gitter zwischen der inneren und äußeren Herrlichkeit. An der Grenze zwischen der Kühle eines großen Raumes, dem dumpfen, süßlichen Duft von Weihrauch und Alter und einem sonnigen Tag, warm, fast schon heiss, gleißend. Ehrwürdigkeit und atemstockender Respekt vor diesem Gebäude, das sich so selbstverständlich eingliedert in die Reihen der Herrenhäuser. Erst bei einem verstohlenen Blick ins Innere gewinnt man Einsicht in die Besonderheit dieses Bauwerks. Eine filigrane Vielschichtigkeit, Überfluss, Grösse, Detailreichtum und dunkle, gealterte Farben neben strahlendem Gold blicken einen an, laden ein und wirken umso süßer, sowie man weiß, dass man nicht hinein kann. Andächtig wünscht man und ist doch froh, dass es nicht geht, denn dann müsste man sehen, merken, interessieren, fotografieren. Dankbarkeit für diesen Moment des Stillstehens, Bewusstwerdens, Genießens. Draußen die Banalität. Vorbei hastende Menschen, Touristen, ein Fahrzeug der Stadtreinigung, man selbst Teil jener flüchtigen, flüchtenden Welt. Neben den hässlichen Broschüren der Bibelgruppen diese jahrhundertealte Konvention des Begriffes "schön" in Form dieser Kirche, vielleicht auch dieses Momentes. Gott hat seine Pforten geöffnet, der Himmel ist auf Erden und man darf einen Blick werfen auf das, was die Bibel für fromme Geister verheißt und doch immer nur im Jenseits platziert - dabei ist es hier, in diesem Augenblick und keiner scheint es zu sehen. Mächtige Klänge bahnen sich ihren Weg ins Freie, kaum kann man glauben, dass es ein Mensch ist, der an der Orgel sitzt und diese gewaltigen Töne hervorbringt.

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