Sonntag, 15. Mai 2011

Ajax Ajax Ajax oOoooOoooOOoOooooOo

Heute großes Fußballpokalfinale der Niederlande. Die Stadt war noch nie so laut, dreckig, ausgelassen und rot gekleidet. Selbst brauchte man sich auch gar nicht das Spiel ansehen. Jedes Tor wurde mit einem einzigen "UhhhhUhhhhhhhhhhhhhhhh!" verdammt oder mit einem kollektiven "Yeaaahhhhhhhhhh!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!" gefeiert. Am Ende freute ich mich fast genauso sehr wie die Amsterdamer über den 3:1 Sieg der heimischen Mannschaft Ajax gegen Twente Enschede - zum einen, weil mich die Stimmung mitriss, zum anderen, weil ich Angst vor wütend krawallierenden Fans hatte.





Acht Dinge, die Fußball zu einer guten Sache machen:
1. Bier. Wenn gespielt wird, dann ist der Konsum gesellschaftlich akzeptiert und von oberster moralischer Instanz gerechtfertigt. Und wenn man Fußball nicht mag, kann man es sich schön trinken.
2. Die Stimmung. Erst das leidenschaftliche Mitfiebern, emotionale Achterbahnen, konzentriertes Beißen in den Rand des Bierglases, kein Blick weicht vom Bildschirm, es gibt nichts Wichtigeres auf der Welt. Wenn dann gewonnen wurde: Menschen tanzen auf der Straße, singen ausgelassen, umarmen sich, jubeln einem jeden zu. Alle tragen die gleichen Trikots, Schals und Symbole, Hipster von der Oma gestrickte Ajax-Pullover. Integration trifft eine Hochkultur der Gleichheit. Nix mit Klassengesellschaft.
3. Verständnis. Busfahrer lächeln betrunkene Fahrgäste an, anstatt sie rauszuwerfen, Autofahrer stört es nicht, dass sie von Fans angehalten und geschüttelt werden, die Polizei grinst und nimmt auch mal ein HighFive entgegen.
4. Konjunktur. Wenn man viel trinkt (siehe erstens), hat man auch Hunger. Die Menschen konsumieren, der Wirtschaft geht es gut.
5. Touristen vergraulen. Lange waren wohl so wenig knipsende und ahhh!ende Chinesen, Amerikaner und Italiener im Zentrum wie an diesem Tag. Einheimische erobern sich ihre Stadt zurück. Japaner greifen verängstigt auf ein beruhigendes Ritual aus ihrer Heimat zurück und stellen sich in einer Nebengasse in einer Schlange an. Das wiederum erzeugt erneut ein Gefühl des Zusammenhaltes. Fußball bringt die Menschen sich eben näher.
6. Sprachliche Barrieren überwinden. Grölen versteht jeder. Ajax versteht jeder. Und Fußballgesänge versteht auch jeder. Hingegen trainiert es wunderbar, mit betrunkenen Holländern Englisch zu reden. Das muss man erst einmal verstehen. Zur Not kann man einfach "Ajax!" sagen. Dann freuen sie sich und mögen dich.
7. Niederländische Fußballkultur ist nicht deutsch. Und wenn man als Deutscher sich für einen holländischen Verein freut, freuen sich die Fans um so mehr. Endlich ein nationaler Tag zum Feiern, an dem man als Germane kein schlechtes Gewissen zu haben braucht.
8. Bier. Weil es einfach Bier ist und holländisches so verdammt gut ist. 
9. Der Name. Nix mit FC blablabla, sondern Ajax. Das klingt doch mal gut. Ajax. Nach nett schwitzenden, starken, kämpferischen, männlichen Männern.

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