Freitag, 17. Juni 2011

Episch


Es ist Filmfestival, du sitzt im Amsterdamer Norden gleich neben dekadent modernen Bauten mit Blick auf den Hauptbahnhof auf der anderen Seite des grossen Kanals, den du mit einer Fähre überqueren musstest, dein Haar flatterte im Wind, es war angenehm kühl nach einer gehetzten Fahrradfahrt durch die Stadt, jetzt kannst du in aller Ruhe den Blick schweifen lassen auf ein Zelt, aufgeblasen nach dem Hüpfburgprinzip, es sieht gut aus, es ist einfach, es fügt sich mühelos in die Szenerie ein, dazu kaufst du einen Bioespresso mit ganz viel Milch und dein Stück Schokoladenkuchen namens "death by chocolate", er wird dich umbringen, du weisst es, aber es ist egal, er wurde serviert in einer Filtertüte mit Holzgabel, das ist gutes Design, diese ganze Situation, du freust dich, die Welt kann doch so einfach sein, komme was wolle, du wirst klarkommen.





Nächste Szene: Du sitzt in dem Zelt auf einem grossen, orientalischen Teppich, ein riesiges Kissen im Rücken, den Kuchen in der einen, den Kaffee in der anderen Hand, draußen hat es angefangen zu regnen und innen ist es angenehm dunkel. 65daysofstatic betreten die Bühne. Der Science Fiction-Film (Silent Running, 1972) beginnt und es ist reizüberflutend und wunderschön, diese Bilder, diese Musik, eigentlich möchtest du aufstehen und tanzen, die Augen schliessen und abschweifen in eine andere Post-Gegenwart, aber da ist noch dieser Film, der gemeinsam mit diesen Klaengen eine unerwartete, noch nie dagewesene Aesthtik schafft. Das Herz steht still und hüpft zugleich. Es passt alles so gut zueinander und ist doch so surreal: Der Regen, der Film, der Kuchen, die Musik, das Zelt, das Publikum, der Kaffee. Noch seltsamer, von der Leinwand herunterzublicken auf die Band, die es sichtlich genießt nicht alle Augen auf sie gerichtet zu wissen, die diese Klänge produziert und dabei  so religiös hingebungsvoll aussieht, wie diese Madonnen und Apostel in all diesen spätgotischen Kirchen.

Naechste Szene: Das Konzert ist vorbei, du sprichst mit deinem Nebenmann auf dem Teppich, den du nicht kennst und stellst fest, dass er ein deutscher Designstudent ist, der eben in Eindhoven seinen Abschluss gemacht hat, dort, wo du nächste Woche hinfahren wirst um dir die Projekte anzusehen.

Und letztendlich begibst du dich wieder ins Zelt, die nächsten Filme haben schon angefangen, es sind zwei, sie laufen parallel, du musst dich entscheiden. Dann schaust du einen beklemmenden, guten Film (Moon, 2009, Science Fiction), der doch seine lächerlichen Seiten nicht überwinden kann, da ist dieser Roboter, der seine Gefühle mittels Smileys ausdrückt, in diesem futuristischen Film, in dem alles so hoch technologisiert ist, auch vom Aspekt des Designs, du musst lachen, obwohl dir nicht danach ist, es wirft dich aus dem Film, auch der Blick auf den anderen Bildschirm holt dich brutal in die Realität zurück, auf eine seltsame Art und Weise, denn dieser Film ist noch surrealer, noch mehr gespickt von seltsamen Bildern, ein weißer mitteleuropäischer Mann, der geschmückt wird wie eine indische Gottheit, dazwischen Sequenzen mit Raumstationen, All und Kindern.


Dann ist der Film vorbei, du fühlst dich wie ein kleines Kind, das im Auto schon halb eingeschlafen ist, es ist dunkel, du bist müde, es ist kalt und du hast viel erlebt, dein Papa soll dich in dein Bettchen tragen, und tatsächlich erfüllt die Fahre diese Aufgabe ganz gut.

Mittwoch, 8. Juni 2011

Bemerkenswert

Hinter dem Hauptbahnhof gibt es in einem bemerkenswerten Gebäude namens Muzikgebouw eine bemerkenswerte Bar und in diesem bemerkenswerten Etablissement kann man einen bemerkenswerten Blick über die Stadt und den Hafen geniessen in Kombination mit der Bewunderung bemerkenswerter schwarz-weisser Fotografien und dies kann der geneigte Mensch am besten an einem bemerkenswert kostenlosen Dienstagabend in jeder Woche tun, an dem bemerkenswerter Weise auch noch bemerkenswert guter Jazz gespielt wird.

Freitag, 3. Juni 2011

Sandcastles in the sand















Nur eine halbe Stunde mit dem Bus und man ist im Urlaub. Einziger Nachteil: Sand. Ueberall. In der Tasche, im Gesicht, in der Kamera, in der Poritze, auf dem Essen - und alles knirscht.